Briefe schreiben

Info für Personen im Gefängnis

Wir sind unter folgender Postadresse erreichbar:

ABC Ruhr
Black Pigeon
Scharnhorststraße 50
44147 Dortmund

Infos für Personen, die Briefe schreiben wollen

Gefangenen Briefe zu schreiben ist ein guter Weg Solidarität zu zeigen. Wir haben hier ein paar Infos für dich zusammengestellt:

Hier findest du ein Zine vom ABC Dresden mit Fragen und Antworten zu dem Thema.

Hier findest du eine Gefangenenliste vom ABC Wien.

Hier findest du eine Gefangenenliste vom ABC Leipzig.

Und hier ist noch ein Text vom ABC Leipzig:

Solidarität muss praktisch werden: Schreibt den Gefangenen!

Solidarität mit Gefangenen ist uns sehr wichtig und es gibt verschiedene Wege sie auszudrücken. Das Schreiben von Briefen an Gefangene ist eine einfache, direkte und persönliche Art die eine starke Wirkung hat und für die Gefangenen besonders wichtig ist.

Wir zeigen damit den Leuten drinnen einerseits, dass sie nicht vergessen sind, dass wir an sie denken, oder dass ihre Kämpfe draußen weiter geführt werden. Das gibt den Gefangenen Mut und Hoffnung, ihre Kämpfe weiter zu führen und zeigt ihnen, dass andere draußen ihre Ideen teilen.

Andererseits können wir damit die Isolation durchbrechen, welche eine wichtige Funktion des Knastes ist. Briefe sind oft eine von wenigen Kontaktmöglichkeiten nach „Draußen“.

Viele freuen sich über Neuigkeiten von „Draußen“, über nette Worte und Erzählungen von alltäglichen Ereignissen oder Tätigkeiten. Für Gefangene bedeutet der Knastalltag Isolation, Stagnation, Lethargie und Einöde. Ein Brief kann da eine sehr erfreuliche Abwechslung sein.

Was viele davon abhält, Briefe an Gefangene zu schreiben sind oftmals Unsicherheiten darüber, ob mensch die Leute stört, was mensch denn überhaupt schreiben kann und ob es für Gefangene nicht deprimierend ist, von Erlebnissen draußen zu lesen.

Deshalb folgen nun ein paar Tipps und Anregungen, wie ihr am besten Briefe schreiben könnt.

Zu erst einmal: jedes Wort von draußen ist eine willkommene Abwechslung, jede Postkarte gibt Hoffnung und mensch stört die Leute nicht. Unserer Erfahrung nach deprimiert es niemanden, von Erlebnissen, Erfahrungen, Aktionen oder dem schönen Wetter draußen zu lesen. Im Gegenteil freuen sich die meisten Gefangenen sehr, weil es die Fantasie und Vorstellungskraft anregt und gut tut, zumindest im Geist den grauen Alltag des Knastes zu verlassen und etwas anderes zu sehen als die Zelle und Knastmauern.

Wenn ihr jemandem zum ersten Mal schreibt, die*den ihr nicht persönlich kennt, stellt euch am besten kurz vor, schreibt was eure Motivation ist, dieser Person zu schreiben, erzählt von eurem Alltag, Hobbies, politischen Ideen und Kämpfen. Werdet dabei zu eurer eigenen Sicherheit nicht zu explizit.

Fragt die Person, was sie braucht, oder worüber sie schreiben will oder was euch sonst interessiert und schreibt über eure Kapazitäten und Vorstellungen wie der Kontakt aussehen soll. Haltet den ersten Brief aber lieber kurz und löchert die Person auch nicht mit Fragen.

Schreibt was ihr in letzter Zeit gemacht oder erlebt habt und verwendet vor allem bildhafte, beschreibende Sprache. Beschreibt z.B. einen Spaziergang im Wald. Knast ist grau und eintönig und Beschreibungen von Farben, Landschaften, etc. regen die Vorstellungskraft an. Verwendet gerne auch Farben im Brief.

Worauf ihr aus Sicherheitsgründen achten solltet:
Die Briefe an Gefangene werden fast alle vom Knastpersonal gelesen, manches wird zurückgehalten oder zensiert. Wenn Menschen in Untersuchungshaft sind werden die Briefe auf jeden Fall auch von der Staatsanwaltschaft gelesen und können auch für das Verfahren gegen die Person verwendet werden. Schreibt daher nichts, was die Person oder euch selbst belasten könnte.
Schreibt am besten nichts zu dem Tatvorwurf selbst.
Schreibt am besten anonym. Ihr müsst bei Briefen immer einen Absender auf den Briefumschlag schreiben, sonst kommen sie nicht an. Wenn ihr eine Antwort wollt, schreibt den Absender auch in den Brief selbst. Gebt einfach ein Pseudonym und z.B. die Adresse eines Infoladens, der regelmäßig geöffnet ist an. Dort könnt ihr die Post dann abholen. (Ergänzung vom ABC Ruhr: Ihr könnt gerne die Adresse des Black Pigeons verwenden, bei Fragen sprecht uns an.)
Nummeriert die Seiten des Briefes (Seite 1/5) und schreibt ein Datum auf den Brief. So könnt ihr sicherstellen, das nichts verloren geht oder die Person es zumindest mitbekommt wenn etwas fehlt und wie lange der Brief braucht um durch zu kommen.
Schreibt auch in den Brief, was ihr alles mitschickt (z.B. „ich schicke dir 3 Briefmarken, einen Briefumschlag und 2 Fotos…“).

Was Außerdem noch wichtig ist:
Vermeidet Kritik am Verhalten der Gefangenen und Schuldzuweisungen, das ist sehr demotivierend und nicht hilfreich.
Werdet euch über eure Kapazitäten klar und versucht keine Erwartungen zu wecken, die ihr nicht sicher einhalten könnt (z.b. ich schreibe dir alle 2 Wochen…).
Briefe in andere Länder müssen meist in der Amtssprache geschrieben sein. In Russland z.B. kommen Briefe nur an, wenn sie in Russisch geschrieben sind.
Schickt auf jeden Fall Briefmarken und Briefumschläge mit. Das müssen die Gefangenen alles selbst bezahlen und diese sind dort sehr teuer.
Informiert euch am Besten auf den Internetseiten der jeweiligen Knäste, was erlaubt ist mitzuschicken oder fragt die Gefangenen selbst.

Und nun hoffen wir ihr seid motiviert. Nehmt euch einen Stift, einen Zettel oder eine schöne Postkarte und schreibt los!